Pfarrhof

Kirchenplatz mit Pfarrhof, Ansichtskarte um 1920

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Die Geschichte  rund um den Pfarrhof zum Mit- und Nachlesen

Sie stehen vor dem Pfarrhof von Wolkersdorf. Zitat - „Der Pfarrer ist eines ehrbaren Wandels, daran die Gemeinde zufrieden. (…) Der Pfarrhof ist bei guten Bau; desgleichen die Kirche.“  So heißt es in einem Bericht anlässlich einer Kirchen- und Pfarrvisitation im Jahre 1544 über unseren Pfarrhof. Der Dreißigjährige Krieg von 1618 – 1648 und der Einfall der schwedischen Truppen unter General Torstensson ließen den Pfarrhof schwer verwüstet zurück. Und so versuchte bereits Pfarrer Sebastian Rösel zu Beginn des 18. Jahrhunderts den Zitat - „baufälligen Pfarrhof wieder zu erheben“. Doch sein heutiges Aussehen im klassizistischen Stil erhielt das Gebäude erst 1797 unter Pfarrer Anton Innozenz Schmidt. So erfuhr der Pfarrhof damals eine Erweiterung und Aufstockung. Bei Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten  im Jahr 2012 traten einige Bauteile zutage, die auf einen älteren Vorgängerbau hinweisen.

Im Jahre 1809 erhielt Wolkersdorf hohen Besuch: Der österreichische Kaiser Franz I. weilte von 16. Mai – 6. Juli 1809 im Markt und bezog in bescheidener Manier Quartier im Pfarrhof. Wie es dazu kam? Der Grund dafür waren die Marchfeldschlachten gegen die französischen Truppen Napoleons, Wolkersdorf diente Kaiser Franz I. damals als Hauptquartier.

Wenden Sie nun dem Pfarrhof den Rücken zu, so überblicken Sie den Kirchenplatz mit seinen Denkmälern:

Gegenüber vom Pfarrhof, in der Wiese, befindet sich ein herausragendes Werk des Mittelalters, das „Wolkersdorfer Relief“, eine rechteckige Steinplatte aus der Zeit um 1300. Am Kirchenplatz steht ein Abguss, der vom bekannten Weinviertler Künstler Hermann Bauch angefertigt wurde. Das Original befindet sich im Niederösterreichischen Landesmuseum in St. Pölten. Gehen Sie näher heran und betrachten Sie die Darstellungen darauf:

Links sehen Sie das Gebet Christi auf dem Ölberg, auch die schlafenden Apostel kann man erkennen, die Darstellung rechts wird als „Jesus mit seinem Lieblingsapostel“ gedeutet, in der Mitte präsentieren Engel das Antlitz Christi.

Weitere Denkmäler des Platzes sind das Kriegerdenkmal -  gewidmet den Gefallenen und zivilen Opfern der beiden Weltkriege, geschaffen vom akademischen Bildhauer Eduard Föderl und die barocke Dreifaltigkeitssäule, die nach einer verheerenden Pestepidemie im Jahre 1714 errichtet wurde.

Wenn Sie mehr über die Marchfeldschlachte und Kaiser Franz I. in Wolkersdorf erfahren möchten, dann hören Sie diesen Beitrag weiter.

Im April 1809 begann der Fünfte Koalitionskrieg zwischen den Kaiserreichen Österreich und Frankreich. Entscheidende Schlachten fanden dabei im Marchfeld statt. Die österreichische Armee schlug sich wacker und konnte in der Schlacht bei Aspern vom 21. und 22. Mai 1809 unter dem Kommando Erzherzog Karls, des Bruders von Kaiser Franz I., die französischen Truppen schlagen. Kaiser Franz I. schlug bereits einige Tage vor dieser Schlacht sein Hauptquartier in Wolkersdorf auf. Er nahm hier samt Hofstaat, ungarischer Leibgarde und Militär am Fronleichnamsfest vor der Dreifaltigkeitssäule teil.  Im „Wolkersdorfer Handbillet“ versicherte der Kaiser zudem Andreas Hofer, dass es keinen Friedensschluss gäbe, der eine Abtretung Tirols an Bayern vorsähe. Doch nur wenige Wochen später erfolgte eine verheerende Niederlage der kaiserlichen Armee in der Schlacht bei Wagram am 5. und 6. Juli 1809. Der österreichische Kaiser verließ Wolkersdorf, nur einen Tag später bezog der siegreiche französische Kaiser Napoleon I. Quartier im Schloss Wolkersdorf. Am 13. Juli wurde der Waffenstillstand von Znaim unterzeichnet, in dem auch die Räumung Tirols durch die österreichischen Truppen vorgesehen war.

 

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